Blicke in Nachbars Garten

In den letzten Wochen hat Apple für seinen mit iOS 6 eingeführten neuen Service Maps ziemlich viel Kritik und Häme einstecken müssen. In diesem Getöse ist ziemlich untergegangen, dass die Apple Maps sehr interessante neue Features bieten, die die hochgelobten alten Maps mit den Google-Daten nicht boten. Das ist zum Einen das Puffern von Kartendaten, das es erlaubt, bereits abgerufene Kartenbereiche zu einem späteren Zeitpunkt auch ohne Online-Anbindung wieder anzuzeigen. Spektakulärer ist Flyover, die 3D-Darstellung von Gelände, Gebäuden und Vegetation.   

Flyover ist nicht flächendeckend verfügbar. Zuerst bin ich bei einem „Besuch“ in San Francisco darauf gestoßen. Die Darstellung war zwar nicht perfekt, aber dennoch beeindruckend. Anfang Oktober habe ich festgestellt, dass auch ein Teil von Berlin in 3D verfügbar war. Damals Zu diesem Zeitpunkt war es im Kern der (alte) Bezirk Mitte und angrenzende Gebiete.

Umso erstaunter war ich gestern, als ich feststellte, dass nun u.a. auch der Ortsteil Pankow-Niederschönhausen, in dem wir wohnen, weitgehend in 3D umgesetzt ist. Hier hat Apple in den letzten fünf Wochen ziemlich viel neuen Daten online gestellt.

Ich habe mal die Gelegenheit genutzt und die Gärten im weiteren Umfeld zu inspizieren. Das ist teilweise sehr interessant, da es hier in der Gegend einige sehr große Straßenblocks gibt, deren innere Bereiche wegen der Randbebauung nicht einsehbar sind. (Ja, ich bin neugierig, aber es geht mir weniger darum zu wissen, was die Bewohner besitzen oder treiben, sondern vielmehr um die Bebauung und Nutzung sowie um das eine oder andere architektonische oder geschichtliche Juwel, das dort versteckt sein könnte.)

Als ich mir einen Neubau ansah, viel mir ein, dass dieses Haus bei Google Street View verpixel ist (was im konkreten Fall ziemlich sinnfrei ist, weil bei Google nur die abbruchreife vorherige Bebauung zu sehen ist…).

Wenn ich mir überlege, welches Geschrei war, weil Google die Frontansichten von Häusern online zeigen wollte. Da fühlten sich Menschen in ihrer Freiheit bedroht, weil man ihre 2 Meter-Hecke und einen Teil des Hauses hätte sehen können.

Bei Apple Maps kann man nun nicht nur hinter die Hecke, sondern auch gleich hinter das Haus in den Garten sehen, und das Ganze auch noch nach Belieben Drehen und Wenden.

Mir ist klar, dass zwischen beiden Diensten ein bedeutender Unterschied besteht. Google zeigt gut aufgelöste Bilder der Straßenansicht, auf denen man Menschen, Fahrzeuge und anderen Details gut erkennen an. Apple bietet hingegen eine eher schlecht aufgelöste isometrische Ansicht, auf der man Details nur schlecht erkennen kann und die eher an eine Modelleisenbahnanlage erinnert.

Dennoch bietet Apple Einblicke, die man selbst vor Ort nicht hätte; nämlich den Blick hinter Zäune, Hecken, (Sichtschutz)Mauern und Gebäude. Und während Google nicht alle befahrbaren Straßen genutzt hat, sondern sich gerade in den Stadtrandbereichen eher „zurückgehalten“ hat, ist Apples Flyover in den abgedeckten Gebieten flächendeckend. Daher könnte man Apples Angebot als invasiver empfinden.

Interessant ist, dass das Alles völlig unbemerkt passiert und Niemand rumschreit. Apples Maps werden halt völlig unterschätzt.

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