Sahara

Nachdem ich es nicht geschafft hatte mir Sahara im Kino anzusehen, habe ich mir gestern die DVD ausgeliehen. Ich hätte durchaus Spaß an dem Film haben können, wenn ich die Romanvorlage Operation Sahara von Clive Cussler nicht kennen würde.

Mir ist klar, dass eine Verfilmung nicht immer dem Roman gerecht werden kann. Aber in meinen Augen stimmte hier nix: Die Story, der Background und die Charaktere waren mir einfach zu weit weg vom Buch.

Ich kann mich zwar noledge und alansmithee anschließen, dass das Gespann Dirk Pitt (Matthew McConaughey) und Al Giordino (Steve Zahn) funktioniert und den Film sehenswert macht, aber es sind nicht Dirk und Al, wie ich sie aus dem Buch kenne. Dirk Pitts Witze gehen irgendwie immer auf Al Giordinos Kosten und von der gegenseitigen Wertschätze merkt man irgendwie wenig.

Auch sind die beiden Charaktere etwas weichgespült. Die Dirk Pitt-Romane (wie auch die spätere Serie um Kurt Austin) zeichnen sich durch eine gewisse Härte, um nicht zu sagen Brutalität aus. Da wird nicht lange gefackelt, sondern die Gegner auf jede erdenkliche Art und Weise ins Jenseits befördert. Gerade Operation Sahara zeichnet durch einen sehr hohen body count aus.
Im Film hingegen scheint Dirk Pitt einige Probleme zu haben, seiner Gegener im Zweikampf Herr zu werden. Im Buch geht z.B. die Szene mit den gedungenen Mördern, die Dr. Eva Rojas (Penelope Cruz) töten wollen, bedeutend schneller und brutaler ab.

Auch den Figuren von Admiral Sandecker und Rudi Gunn wird der Film nicht gerecht. Sie kommen mir einfach zu trottelig daher.

Auch die Story wurde deutlich eingedampft. Wenn noledge in seiner Rezension meint, dass es sich um zwei Geschichten handelt, dann hat er recht.

Da ist zunächst die Suche von Dr. Eva Rojas (Penelope Cruz) nach der rätzelhaften Seuche und ihrem Ursprung. Auch bei der Krankheit (und deren Symtome) haben die Filmemacher davor zurückgeschreckt, dass Buch umzusetzen. Im Buch sterben die Erkrankten nicht einfach, sondern sie verlieren ihre zivilisierten Verhaltensmuster und entwickeln sich (emotionell) zu Bestien zurück, die auch vor Kanibalismus nicht zurück schrecken (hier hat das Buch etwas von einem Gruselschocker). Das wäre dann aber doch etwas zu hart für den Massengeschmack gewesen.

Der zweite Strang ist die Suche der NUMA nach der Ursache der Roten Flut. Diese Algenpest breitet sich sehr schnell von der Kongomündung her aus und droht innerhalb von wenigen Monaten den gesamten Sauerstoff in der Atmosphäre zu verbrauchen. Dieses Thema wird im Film nur kurz gestreift und auch nur um die US-Administration vorzuführen. Das ist schade, denn Cussler greift seinen jüngeren Büchern immer öfter neue, moderne Bedrohungsszenarien (hier eine Umweltkatastrophe durch Umweltverschmutzung, an anderer Stelle die Gefahr durch die Monopolisierung der Wasserversorgung) auf. Warum der Film hier nicht einsteigt, ist mir nicht klar.

Cussler entwickelt hier -wie auch in anderen seiner Bücher- zwei scheinbar unabhängige Handlungsstränge, die zum Schluss ein Ganzes ergeben. Ein Konzept, dass im Buch gut funktioniert, aber im Kino durchaus schwierig umzusetzen ist.

Die Suche nach der Texas, die im Film den zweiten Handlungsstrang bildet und Dirk Pitt und Al Giordino weiter in die Story involvieren, spielt im Buch eher eine untergeordnete Rolle.

In einer Beziehung ist der Film zu realitätsnah: Cussler hat die NUMA für seine Bücher erfunden. Dort ist sie eine sehr einflussreiche und handlungsfähige US-Behörde. In der Realiatät hat Cussler später seine eigene NUMA gegründet, die als private Organisation nach Wracks sucht. Im Film ist sie eine private Einrichtung, die am Ende staatliche Sonderaufträge in Aussicht gestellt bekommt.

Wie schon eingangs gesagt, hat mir der Umstand, dass ich das Buch gelesen habe, den Spaß etwas verdorben. Der Film war nett (vielleicht zu nett) und ich habe über den einen oder anderen Spruch von Dirk & Al gelacht. Man bekam einen Abenteuerfilm geboten (aber halt keinen echten Dirk Pitt). Der Soundtrack hat seinen Teil beigetragen. Aber im Ergebnis war mir der Film zu dünn.
Letztlich ist für mich sogar fraglich, ob sich das Buch überhaupt adäquat verfilmen lässt.

Ein Gedanke zu „Sahara

  1. Ich habe erst kürzlich gelesen das Hollywood sich nun die kompletten Rechte für die Clive Cussler Romane einverleibt hat, allerdings finde ich trägt man mit einer Romanverfilmung auch immer ein stück weit eine Verantwortung, der man gerecht werden sollte. Ich habe den Film Sahara noch nicht gesehen, werde ihn mir aber frühstens dann ansehen, wenn cih das Buch gelesen habe und momentan stehen noch 4 weitere im Regal die vorher drann sind 😉 Ich hoffe das vielleicht noch der ein oder Andere Film abgedreht wird, der dann auch näher an der Romanvorlage ist.

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