Benutzerverwaltung unter Android

Seit Anfang an fehlt mir beim Apple iPad eine Benutzerverwaltung. Das Gerät liegt im Wohnbereich rum und lädt dazu mal kurz benutzt zu werden. Und das nicht nur vom Eigentümer, sondern von allen Bewohnern. Dem steht entgegen, dass ich äußersten Wert auf die strikte Trennung der Daten der einzelnen Benutzer lege. Meine Daten sind meine Daten und darauf hat niemand Zugriff zu nehmen. Also muss mein iPad meins sein und bleiben.

Android 4,2 brachte erste Ansätze einer Benutzerverwaltung, was unter anderem für mich ein Grund war, einen Versuch mit einem Nexus 7 zu wagen1. Aber das Konzept trug nicht für meinen Anwendungsfall. Umso interessierte war ich, als ich las, dass in Android 4.3 die Benutzerverwaltung erweitert wurde. Gestern kam dann 4.3 over the air auf meinem Nexus an.

Android 4.2

Unter Android 4.2 war es bereits möglich auf Tablets weitere Benutzer anzulegen. Diese werden vom System wie (fast) vollwertige Benutzer behandelt, d.h. im ersten Schritt wird der Einrichtungsprozess durchlaufen und es ist ein Google-Account vorzugeben2. Danach kann der neue Benutzer das Gerät ganz normal benutzen3. Die gerätespezifischen Einstellungen (Name, Einstellungen für WLAN etc.) teilen sich die Benutzer. Die weiteren Benutzer finden außer den vorinstallierten Apps jedoch keine Anwendungen vor. Auch bereits vom Hauptbenutzer geladene Apps müssen die weiteren Benutzer über ihre Google-Kennung installieren (und ggf. bezahlen). Hierbei können ohne Einschränkungen App-Berechtigungen für alle Benutzer vergeben werden.

Dies hätte meinem ursprünglichen Ansatz des Mehrbenutzerbetriebs weitgehend entsprochen. Jedoch hatte sich zwischenzeitlich mein Anwendungsfall geändert. Durch den Erwerb meines zweiten iPads hatte meine Frau mein ursprüngliches iPad “geerbt” und hatte somit ihre eigene Hardware. An einem weiteren Tablet mit einer anderen Systemplattform besteht ihrerseits kein Interesse. Es hatten sich nun folgende Anwendungsfälle ergeben (bzw. blieben übrig):

  • benutzerneutrale Fernbedienung für das Sonos (insbesondere für die House- und Catkeeper(in) während wir im Urlaub sind)
  • benutzerneutrales Surf-und-Klick-Geräte für den Besuch
  • Ersatz-Tablet, wenn der Akku von meinem iPad leer ist (wobei das iPad das Haupttablet ist und bleibt…). 😉

Für die beiden benutzerneutrale Anwendungsfälle behagte mir der Ansatz der Benutzerverwaltung unter 4.2 aus den folgenden Gründen nicht:

  • In der Gmail-App ist der vorgegebene Google-Account fest vorgegeben und lässt sich auch nicht löschen. Auch wenn man beim Gastbenutzer einen Dummy-Account benutzen kann, ist zwingend immer ein eMail-Account aktiv4.
  • Beim Installieren von Apps aus dem PlayStore ist keine Passworteingabe notwendig. Diese lässt sich nur für den Kauf kostenpflichtiger Apps aktivieren. Der Gastbenutzer kann somit beliebige kostenlose Apps installieren5 und dabei ohne Einschränkungen App-Berechtigungen für alle Benutzer vergeben.

Android 4.3

bei Android 4.3 führt Google einen weiteren Weg der Benutzerverwaltung ein: Der Hauptbenutzer kann von seine Benutzerkennung eingeschränkte Profile ableiten. Diese Profile tauchen auf dem Sperrbildschirm wie die zusätzlichen Benutzer auf und können wie diese verwendet werden. Sie unterscheiden sich jedoch n den folgenden Punkten:

  • Es besteht kein Zugriff auf den Play Store.
  • Die meisten Anwendungen, die einen (Google-)Account benötigen (wie E-Mail, Gmail, Hangouts, Kalender) sind nicht verfügbar.
  • Chrome kann freigeschaltet werden, hat dann aber keinen Zugriff auf die Daten des Benutzers.
  • Currents, Play Books, Play Magazines, Play Movies und Play Music können freigeschaltet werden und haben dann Zugriff auf den Account des Benutzers.
  • Alle anderen Apps — einschließlich der von Benutzer installierten — sind grundsätzlich verfügbar und können einzeln freigeschaltet werden.

Für das jeweilige Profil lassen sich die üblichen Einstellungen vornehmen.

Leider sind einiger Daten des Google-Accounts des Benutzers in den Einstellungen sichtbar (Account-Name) und teilweise auch änderbar (Synchronisierung von App-Daten, Standorteinstellungen, personalisierte Werbung)6. Ist bin mir nicht sicher, ob das so gewollte ist, oder es sich um einen Bug handelt.

Mit diesen neuen Möglichkeiten sollte sich dennoch ein ausreichend eingeschränkter “Gastbenutzer” einrichten und meine Anwendungsfälle abdecken lassen.


  1. Ich hatte schon längere Zeit vor, mal die dunkele andere Seite der Macht zu besuchen, um einen Vergleich zu iOS zu haben. Das Nexus 7 passte, weil es als Tablet genug Möglichkeiten bietet, der Vorstellung von Google über ein Android-Tablet entspricht, die Googles Geräte üblicherweise gut mit Updates versorgt werden und der Preis stimmte (das mit den Updates hat sich ja jetzt bewahrheitet).
  2. Wie ich gerade feststelle, kann man unter Android 4.3 die Eingabe eines Google-Accounts im Einrichtungsprozess überspringen. Spätestens für die Nutzung des Play Stores benötigt man diese dann wieder.
  3. Die einzige mir bekannte Einschränkung ist, dass nur der erste Benutzer zusätzliche Benutzer anlegen oder Löschen kann.
  4. Das ist aus meiner Sicht unter iOS besser gelöst. Dort gibt es keinen Master-Account, der in alle Dienste übernommen wird. Man muss zwar eine Apple-ID für den App-Store vorgeben, aber alle anderen Dienste kann man später ergänzen und muss hier auch nicht die Apple-ID verwenden.
  5. Auch hier hat iOS aus meiner Sicht wieder die Nase vorn. Für die Installation von Apps wird immer die Eingabe des Passworts verlangt. (Nach der Eingabe ist einem bestimmten Zeitfenster die Installation weitere Apps ohne erneute Passworteingabe möglich, aber das ist für diesen Anwendungsfall irrelevant, weil das Passwort vorher eingebenen worden sein muss.)
  6. Meine Idee, dass man dieses Problem umschiffen könnte, indem man zunächst einen Dummy-Benutzer mit einem Dummy-Google-Account anlegt und von diesem dann ein eingeschränktes Profil ableitet, lässt sich nicht umsetzen, weil nur der Hauptbenutzer Profile anlegen kann.

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