Alle vier Räder stehen still…

1J0 945 511 E

1J0 945 511 E by thosch66 (Lizenz: CC-BY-NC-ND).

Auf dem Bild sieht man ein 1J0 945 511 E. Das ist die Bezeichnung des Bremslichtschalters, der u.a. auch im Golf IV verbaut ist.

Seine Hauptaufgabe ist es, im Zusammenspiel mit dem Bremslichtern den nachfolgenden Verkehr zu warnen, wenn sein Herr auf die Bremse latscht. Eine wichtige Aufgabe. Bei Fahrzeugen mit einer Getriebeautomatik hat er eine zweite, etwas weniger wichtige Aufgabe.

Wagen mit Automatikgetriebe haben einen Wahlhebel für die Fahrstufe. Üblicherweise hat der Wahlhebel eine Sperrraste, die in bestimmten Situationen (z.B. wenn man von Parken und einen anderen Gang schalten möchte) gedrückt werden muss. Bei VW muss man zusätzlich noch die Bremse betätigen, wenn das Fahrzeug steht und man von Parken oder Neutral in eine andere Fahrstufe schalten möchte. Und da kommt der 1J0 945 511 E wieder ins Spiel.

Alle vier Räder stehen still, wenn der 1J0 945 511 E es will.
[Frei nach Georg Herwegh]

Letztes Wochenende waren wir auf dem Weg zu Freunden. Auf dem Weg dorthin, mussten wir an einer Baustellenampel warten. Da ich nicht die ganze Zeit auf der Bremse stehen wollte, „nahm ich den Gang raus“ (sprich ich wechselte auf Neutral). Als die Ampel auf Grün sprang, wollte ich losfahren, aber der Wahlhebel wurde nicht freigegeben. 🙁

Da ich ja schon einige Zicken von unserem Wagen gewöhnt bin, stellte ich den Motor ab. Ein Neustart brachte keine Lösung. Nunmehr erfreute mich auch die ASR/ESP-Anzeige, was darauf schließen ließ, dass die Fahrzeugelektronik ein Böckchen hat. Also wollte ich es mit einem „Reboot“ probieren, sprich Ausstellen, Schlüssel abziehen, kurzen warten und dann Neustarten.

Irgendwie – ich frage mich wie – gelang es mir auch noch die Automatik auf Parken zu stellen und den Zündschlüssel abzuziehen. Mehrere Neustarts brachten nix: Die Verriegelung des Wahlhebels ließ sich nicht entsperren und die ASR/ESP-Leuchte leuchtete mich fröhlich an.

Aufgrund anderer „lustiger“ Erfahrungen (Strom aus dem Blinkerstromkreis, der über einen losen Stecker in den Bremslichtkreis streute und die Wahlhebelraste zum Ausrasten brachte) hatte ich die Vermutung, dass die Wahlhebelsperre direkt oder indirekt über den Bremslichtschalter gesteuert wird. Also bat ich meine Frau die Funktion der Bremslichter zu prüfen. Ergebnis: Die gingen nicht.

Nun wurde uns klar, das da ohne fremde Hilfe nix zu machen sein würde. Es zeigte sich auch, dass das erfolgte Umschalten auf Parken einen dummen Effekt hatte: Der Wagen ließ nicht schieben. Wir standen mitten auf der Spur und alle Fahrzege mussten links an uns vorbei fahren. Zum Glück standen wir ca. 80 Meter vor der Baustellennampel, sodass es die Vorbeifahrenden sich nicht mit dem Gegenverkehr ins Gehege kamen.

Als Nächstes war eine Entscheidung zu treffen: ADAC oder VW-Service. Ich entschied mich für letzteren, weil ich hoffe, dass dieser eher einen Kniff kennen würde um den Wagen wieder bewegungsfähig zu machen.

Als sehr angenehm empfand ich, dass der VW-Service auch über Mobilfunknetz über eine 0800er-Nummer kostenfrei zu erreichen ist. Der Service gab den Auftrag an eine lokale VW-Werkstatt weiter, die sich dann bei meldete und ankündigte, dass man sich auf den Weg machte. (Wie hat man sowas früher ohne Mobiltelefone geregelt?!)

Für ein Wochenende mussten wir nicht lange warten. Nach 30-40 Minuten kam ein Abschleppwagen.

Trotzdem war die Wartezeit nicht angenehm, weil wir im Weg standen und einige der Verkehrsteilnehmer mit Blicken deutlich kommunizierten: Warum schiebt Ihr Arschlöcher den Wagen nicht zur Seite? Wenigstens hielt eine Fahrer kurz und fragte, ob er helfen könne.

Nachdem der Mann von der VW-Werkstadt angekommen war, äußerte ich meine Vermutung, dass es sich um den Bremslichtschalter handeln würde. Er machte sich ans Werk. Da er – im Gegensatz zu mir – wusste, wo der Bremslichtschalter sich befindet, konnte nach kurzer Zeit den Schalter dazu überredet wieder seiner Funktion entsprechend zu reagieren.

Das Bremspedal drückt im Ruhezustand einen Stift (auf dem obigen Bild rechts zu sehen) ins Gehäuse und öffnet damit den Stromkreis. Wenn das Pedal gedrückt wird, gibt es den Stift frei, der kommt raus und im Schalter wird der Stromkreis geschlossen. Scheinbar hatte sich der Stift verklemmt und kam nicht mehr heraus, sodass der Stromkreis weiter offen blieb. Mit etwas Drücken und Ruckeln am Stifte wurde er wieder gängig.

Nachdem man nun wieder schalten konnte, fuhr ich den Wagen an den Straßenrand und ließ mir sicherheithalber noch zeigen, wie man den kleinen Stift „stimuliert“, damit ich bei einem weiteren Klemmer auf der Rückfahrt die Chance hätte, den Schaden selbst zu fixen.

Es war noch ein Beleg von mir zu unterschreiben und dann war der Auftritt des VW-Services beendet (und wir – wie wir zwei Tage später per Post erfuhren – um 75 Euro plus Märchensteuer ärmer).

Kurz vor Ende des Einsatz rief noch einmal die VW-Service-Zentrale an und fragte nach, ob der lokale VW-Service auch aufgetaucht und alles o.k. wäre. Das hat mir gut gefallen.

Wir haben dann unsere Fahrt fortsetzen können und sind – nachdem wir die Freunde besucht hatten – auch gut daheim angekommen.

Den Bremslichtschalter haben wir zwischenzeitlich ersetzen lassen (sonst hätte ich ja obiges Bild nicht machen können). Das Teil kostet bei VW 7,59 Euro plus Märchensteuer, der Arbeitslohn ein vielfaches…

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