Jeff Goodell – Cyberdieb und Samurai

Nachdem ich Tsutomu Shimomuras Data Zone noch einmal gelesen hatte, nahm ich als nächstes Buch Cyberdieb und Samurai von Jeff Goodell zur Hand.

Das Buch befasst sich auch mit der Jagd Shimomuras auf den kriminellen Hacker Kevin Mitnick im Winter 1994/95. Stärker noch als bei Shimomura rückt die eigentliche Jagd in den Hintergrund und Goodell beschreibt hauptsächlich die beiden Akteure.

Dem Buch kommt zu Gute, dass Goodell -im Gegensatz zu Shimomura– nicht involviert war und daher neutraler schreibt. Es ist interessant Begebenheiten, die man aus Shimomuras Beschreibung kennt, nun aus anderer Sicht zu lesen.

Ganz neutral ist Goodell dann doch nicht. Man merkt deutlich, dass seine Sympathie auf der Seite von Kevin Mitnick liegt. Die Beschreibung seines Hintergrundes nimmt erheblich mehr Raum ein.

Kevin Mitnick und Tsutomu Shimomura sind sich in gewisser Hinsicht ähnlich: Beide „experimentieren“ mit dem Telefonnetzen und befinden sich dabei in einer Grauzone, wenn nicht sogar jenseits dieser.

Shimomura hatte sich zusammen mit seinem Freund Mark Lottor auf Mobilfunk-Phreaking spezialisiert. Lottor hatte vorher mit dem berühmten Phreaker und Hacker Kevin Poulsen zusammen gewohnt und war kein unbeschriebenes Blatt. Lottor und Shimomura spezialisieren sich auf Oki-Mobiltelefone und schreiben eine Software, mit der man diese Telefone nicht nur zum Telefonieren benutzen kann.

Während Shimomura, der aus einer Akademikerfamilie stammt, seit früher Jugend (halb) legalen Zugang zu Computern und Computernetzen hat und den Absprung schafft, versinkt Mitnick, der aus kleinen Verhältnissen stammt, in der Illegalität. Neben seinem Unvermögen zu erkennen, dass ihn sein Tun immer mehr kriminalisiert, steht ihm mit der Zeit auch immer stärker sein Ruf im Weg.

Ein weiterer Aspekt ist die Frage, ob der Journalist John Markoff die Taten und die Fähigkeiten Mitnicks nicht überzeichnet dargestellt und damit Mitnick übermäßig kriminalisert hat. Markoff hatte zusammen mit seiner damaligen Freundin Katie Hafner das Buch Cyberpunk geschrieben, das das Bild Mitnicks in der Öffentlichkeit nachhaltig prägte. Später -insbesondere während der Jagd Shimomuras– schrieb Markoff mehrere Zeitungsartikel über Mitnick und die Ereignisse 1994/95.

Das Buch rundet das Bild über Mitnick, Shimomura und die Geschichte um die Ergreifung Mitnicks ab. Ich empfehle es daher jedem, der sich für die Geschichte interessiert.

Nun fehlen mir noch zwei Bücher zu diesem Thema:

  • Da wäre zunächst Cyberpunk von Hafner/Markoff. Es ist zwar lange vor den Ereignissen geschreiben worde, jedoch hat es scheinbar die Sicht einiger Akteure sowie der Öffentlichkeit auf Kevin Mitnick geprägt. Das Buch ist vergriffen und nur noch gebraucht erhältlich (aber recht selten).
  • Weiterhin gibt es das Buch The Fugitive Game von Jonathan Littman, das sich wohl kritisch mit der Rolle Markoffs auseinander setzt. Das Buch ist nach meiner Kenntnis nie auf Deutsch erschienen.

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