Dateipanne bei der UNO

Die UNO veröffentlicht den Bericht des UNO-Ermittlers Detlev Mehlis über das Attentat auf den libanesischen Premierminister Rafik al Hariri als Datei (alternativ: HTML-Version der Word-Datei).

Dummerweise handelt es sich um eine Word-Datei und die Welt kann nun wegen nicht gelöschter Meta-Daten nachvollziehen, dass der Bericht vor der Veröffentlichung inhaltlich geglättet wurde. Nun wird die Frage gestellt: Dummheit oder Absicht?

Während nun darüber nachgedacht wird,

[…]wieso die Namen, die keiner sehen sollte, dank Knopfdruck für jedermann erkenntlich, sogar rot unterstrichen, sichtbar gemacht werden können. War es die Dummheit einer Sekretärin, oder etwa spitzfindige diplomatische Taktik, den Report als Word-Datei herauszugeben, ohne per Knopfdruck vorher alle Änderungen unkenntlich zu machen? […]
[aus einem Kommentar von Ulrich Sahm bei ntv.de]

Für mich stellt sich eher die Frage: Weshalb veröffentlicht man einen solchen Report überhaupt als Word-Datei?

Für die Weitergabe von Texten, die nicht mehr verändert werden sollen/dürfen, verwende ich dienstlich wie privat ausschließlich das PDF-Format.

PDF ist layoutsicher und nur so habe ich halbwegs die Sicherheit, dass der Adressat die Datei auch wirklich so sieht, wie ich es möchte.

Weiterhin kann ich davon ausgehen, dass in Datei auch wirklich nur das drin ist, was ich veröffentlichen möchte. Keine alten Versionen oder vergessenen Korrekturen gehen auf den Weg und werden ungewollt sichbar (vgl. z.B. c’t 03/02, S. 172; leider nicht online verfügbar).

Leider muss ich immer wieder feststellen, dass hier kaum Problembewusstsein besteht. Viele kennen die Risiken nicht oder wollen sie nicht wahrnehmen. Das Versenden einer Worddatei ist so schön bequem, denn man hat sie ja schon. Das Generieren der PDF-Datei macht Arbeit.

Daher kann ich mir auch vorstellen, dass bei der UNO die Weitergabe von Word-Dateien üblich ist. Das würde dann unter die Rubrik Dummheit fallen…

Wenn man diese Praxis kennt, könnte man sich dies natürlich zu Nutze machen und das Löschen der Änderungen „vergessen“. Eine smarte Art des Whistle blowing. Ob es Absicht war, wird man erfahren wohl nie.

heise online merkte im Zusammenhang mit dem aktuellen Vorfall an, dass vergessenene Änderungen schon einmal im Zusammenhang mit einem Transrapid-Gutachten für Fälschungsvorwürfe gesorgt hatten.

Aber auch das von mir präferierte PDF-Format schützt nicht vor Dummheit: Im Jahr 2000 hatte das US-Justizministerium einen Gutachtenentwurf für die FBI-Überwachungssoftware Carnivore veröffentlicht. Um die Identität der Entwickler zu schützen hatte man die Namen mit schwarzen Balken „gestrichen“. Diese wären als grafisches Element über den Text gelegt worden und schützten nicht davor, das man den darunterliegenden Text einfach in die Zwischenablage kopiert (Quelle: heise online).
Derartig „anonymiserte“ Dateien sind mir auch schon untergekommen…

[Gefunden bei heise online]

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