Die Reise der Pinguine

Die CineStar-Kinogruppe hat den Weltkindertag am letzten Dienstag zum Anlass genommen, öffentliche Previews für den Film Die Reise der Pinguine zu veranstalten (offizieller Start am 13.10.2005). Wir (acht Erwachsene) haben uns unser Alibi-Kind geschnappt und den Film angeschaut.

Die Reise der Pinguine ist ein Dokumentarfilm über das Brutverhalten der Kaiserpinguine. Diese Pinguinart verlässt zur Brutzeit das Meer und wandert dann teilweise mehrere 100 Kilometer ins Landesinnere zum Brutgebiet. Dort beginnt die Balz. Haben sich die Paare gefunden, folgt die Begattung. Nachdem das Weibchen das Ei gelegt hat, verlässt es die Brutkolonie, wandert zurück zum Meer und begibt sich dort auf Nahrungssuche. In der Zwischenzeit brütet das Männchen das Ei aus. Nach der Rückkehr des Weibchens füttert dieses das zwischenzeitlich geschlüpfte Küken und das Männchen kehrt ans Meer zur Nahrungssuche zurück. Danach wechseln sich die Elterntiere bei der Nahrungsbeschaffung und Fütterung ab (der Artikel zu den Kaiserpinguinen bei Wikipedia enthält weitere Details zur Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen).

Der Film ist faszinierend. Zunächst gibt es wunder und schrecklich schöne Bilder der Eislandschaften. Bilder von Eisbergen und -blöcken, wie ich sie noch nicht gesehen habe. An den durch das Eis watschelnden und auf dem Bauch rutschenden Pinguinen kann man auch seine Freude haben. Die Unterwasseraufnahmen der schwimmenden Pinguine ist einfach fantastisch und der Soundtrack trägt auch seinen Teil dazubei.

Dann ist auch das Gezeigte schlichtweg faszinierend. Der Umstand, dass sich das Paar mehrfach trennt und dann in der vielköpfigen Brutkolonie nach längerer Zeit wiederfindet ist schlichtweg unglaublich. Je mehr man sieht, desto ungläubiger wird man, dass es diese Spezies trotz der komplizierten Umstände schafft ausreichend Nachwuchs aufzuziehen. Man sieht auch, dass bei weitem nicht jeder Brutversuch erfolgreich abgeschlossen wird, wobei teilweise nicht nur die Brut, sondern auch eines der Alttiere nicht überlebt.

Das doch recht komplizierte Brut- und Aufzuchtverhalten wird in Form einer Geschichte eine Pinguinpaares erzählt. Zwar sollen ja Bilder mehr als tausend Worte (aus)sagen, doch muss hier doch das Eine oder Andere erläutert werden. Dies erfolgt durch drei Erzähler (Männer-, Frauen- und Kinderstimme), die das jeweilige Geschehen aus der Sicht des Männchens, des Weibchens und des Jungpinguins (teilweise subjektiv gefärbt) kommentieren. Hierbei handelt es sich nicht um neutrale wissenschaftliche Texte, sondern um teilweise sehr emotionale Anmerkungen in der Ich- oder Wir-Form, die auch die [aus menschlicher Sicht hinein interpretierte] Gefühlslage der Tiere wiedergeben. Dieser Kunstgriff stieß in unserer Gruppe nicht auf ungeteilte Zustimmung. Teilweise trägt er auch nicht zur Verständlichkeit bei. Z.B. wenn die männliche Stimme sagt, dass zehn Tage vergehen und dies unmittelbar darauf von der weiblichen Stimme wiederholt wird. Waren es nun 20 Tage oder hat das Weibchen die zehn Tage nur aus seiner Sicht bestätigt?

Diese Erzählform bindet die Zuschauer andererseits viel stärker in das Geschehen ein und lässt ihn teilweise emotionell „mitgehen“. Diese Form der Informationsvermittlung macht die Sachverhalte vielleicht auch für Kinder verdaulicher.

Die Reise der Pinguine bietet von vielem Etwas: Schöne Bilder, Informationen zum Brutverhalten der Pinguine, Nachdenkliches und auch der Humor kommt nicht zu kurz (z.B. wenn zwei Pinguine versuchen gleichzeitig versuchen durch ein zu kleines Eisloch ins Meer zu tauchen). Ein Film für die ganze Familie (keine Altersbeschränkung), auch wenn ich ihn nicht als ausgesprochenen Kinderfilm bezeichnen würde.

2 Gedanken zu „Die Reise der Pinguine

  1. Nicht daß es wirklich wäre. Trotzdem erlaube ich mir den Hinweis, daß der Film bereits im Rahmen des Filmfest München gelaufen ist. Das weiß ich deswegen, weil ich die Kopie in die teilnehmenden Kinos transportiert habe.

    Angesichts dieser wohlmeinenden Kritik bedaure ich, den Film nicht gesehen zu haben. Zumal er meine Vermutung zu bestätigen scheint, daß die Pinguine Menschen deutlich überlegen sind, wenn es um Partnerschaft und Aufzucht der Jungen geht. Selbst unter Zuhilfenahme eines Mobiltelefons gelingt es uns kaum unseren Partner in einem vollbesetzten Biergarten zu finden. Von gelungener Arbeitsteilung hinsichtlich des Broterwerbs und der Brutpflege wage ich gar nicht einen Vergleich anzustellen.

    Gibt der Film auch über die Fortdauer der Paarbildung Aufschluß? Sind Kaiserpinguine ihren Kaiserpinguininnen und umgekehrt ein Leben lang treu?

  2. Ob Preview der richtige Begriff ist, bin ich mir nicht sicher. Nenne es einfach kommerzielle Voraufführung vor dem offiziellen Kinostart. Klar wird der Film schon auf div. Festivals gelaufen sein. Es scheint auch noch weitere Voraufführungen gegeben zu haben.

    Die Bezeichnung wohlmeinend für meine Kritik gefällt mir, denn der Film ist nunmal nicht der absolute Kracher. Anderen Leuten (z.B. Christopher Bach) hat der Film nicht so gut gefallen. Die dort genannten Punkte kann ich auch in gewissem Maße nachvollziehen, auch wenn ich den Film wohlmeinender beurteile.

    Achso, zur Paarbildung: Im Film kam ein Satz, in dem es hieß, dass sie ein Paar für diese Brutzeit bilden. Nach der Brut trennen sich wohl beide.

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