Berliner Orange Box – Opt-out möglich

Die Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) haben damit begonnen, die Orange Box flächendeckend auszurollen. Die Orange Box ist eine Wertstofftonne für Elektrokleingeräte, Spielzeug, Metalle, Datenträger, Kunststoffe, Alttextilien und Altholz.  

Die Orange Box ist aus meiner Sicht für die BSR und ihre Kunden eine Win-Win-Situation:

  • Für den Kunden entfällt der Weg zum Recyclinghof. Sofern er es bisher vorzog derartige Abfälle – ggf. illegalerweise – über die Reststofftonne zu entsorgen, kann er diese entlasten und hier ggf. Kapazitäten abbestellen. Das kann zu Kostenersparnis führen, weil die Orange Box kostenfrei ist.
  • Die BSR erhält mehr und vom Restmüll getrennte Wertstoffe. In einem Radiobeitrag wurde vor Wochen seitens der BSR berichtet, dass im vorangehenden Piloten der Inhalt der Wertstoffboxen unerwartet hochwertig und frei von Restmüll war.

Trotz der auf der Hand liegenden Vorteil der Orange Box waren wir nicht begeistert, als wir die Ankündigung für die Aufstellung bekamen.

Als Eigenheimbesitzer hat man so seine liebe Not mit den Entsorgungsbehältnissen. Sie brauchen Platz und sind auch nicht schön anzusehen. Sofern man sie nicht regelmäßig umher schieben möchte, müssen sie an prominentem Platz am Grundstückszugang stehen. Mit den bisherigen Behältnissen hat man sich arrangiert und eine Lösung gefunden. Aber nun eine zusätzliche Tonne?

Zumal die neue Kandidatin es einem auch nicht leicht macht: In leuchtendem Orange macht sie deutlich auf sich aufmerksam und ist im Verhältnis zu ihrer grau-schwarzen Restmüllschwester nicht unbedingt eine dezente Zierde der Auffahrt.

Auch ist sie nicht gerade zierlich: Während unsere Restmülltonnen bei einem Volumen von 120 Liter per Einsatz auf das Nutzvolumen von 60 Liter (zweiwöchentliche Leerung) beschränkt ist, kommt die Orange Box mit minimal 240 Litern (zwei- oder vierwöchentliche Leerung) daher.

Hier kann ich der BSR von der Planung her nicht folgen: Man will uns ein Entsorgungsvolumen für Wertstoffe in den Vorgarten stellen, das doppelt so groß ist, wie das für Restmüll (240 Liter vierwöchentlich zu 60 Liter zweiwöchentlich).

Wenn ich mir nun ansehe, was in diese Wertstoffbox hinein gehört, dann stelle ich fest, dass wir im ganzen Haus nicht genügend Toaster (gar keinen), Föne, Mixer oder Kofferradios haben, um die Orange Box auch nur einmal zu füllen; geschweige denn alle vier Wochen. Was halbwegs regelmäßig anfällt, sind leere Batterien, defekte Akkus und künftig aufgebrauchte Energiesparlampen. Nur das genau die nicht in die Orange Box rein sollen.

Im Ergebnis haben wir also eine völlig überdimensionierte, schreiend häßliche Plastiktonne, die wir uns nach Auffassung der BSR auf die Ausfahrt stellen sollen. Und unsere Antwort ist ganz klar: Nein. Wir fahren lieber einmal im Jahr zum Recyclinghof und geben unsere Wertstoffe (einschließlich Papier und Pappe) dort ab.

Und an der Stelle beginnt das eigentliche Ärgernis: Wenn man sich aufgrund der Aufstellungsandrohung informieren möchte, ob man auf dieses großartige Angebot verzichten kann, dann findet man keine entsprechende Information. Nicht auf der Ankündigung. Nicht auf den bunten und so informativen Webseiten der BSR. Nirgends.

Irgendwie rechnet die BSR nicht damit, dass man das großzügige und selbstlose Angebot der Orange Box ausschlagen könnte. Da man im deutschen Abfallentsorgungswesen – zumindest als privater Haushalt – eine gewisse Art von Zwang gewöhnt ist, keimt die Befürchtung, dass dieses Wohltat – zumal sie im wirtschaftlichen Interesse des Entsorgers ist – vielleicht doch nicht ganz so freiwilligen ist.

Nach dem Wochenende brachte ein Anruf bei der BSR Beruhigung: Unter Bezeichnung der neunstelligen, nummerische Identifikationsnummer der Anfallstelle (schönes Wort) kann man auch telefonisch der Aufstellung widersprechen.

Auf die Frage, weshalb man einen entsprechenden, beruhigenden Hinweis nicht auf der Ankündigung oder zumindest auf der Webseite platziert habe, reagierte die BSR-Mitarbeiterin verständnislos: Bisher seien die Kunden durchweg von dem Angebot begeistert. Da sie routiniert den Grund für den Verzicht aufgenommen hat, glaube ich nicht ganz daran…

[Dieses Posting habe ich ursprünglich am 14. Februar 2011 auf meinem tumblr veröffentlich und am 09. März 2011 hierher übernommen.]

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