flickr map – eher nicht!

heise und golem (und sicher auch andere) melden heute, dass flickr jetzt seinen Usern ermöglicht, Bilder zu georeferenzieren. Bisher gab es nur die Möglichkeit, Entsprechendes über Drittanbietern zu realisieren. Also ein Grund, sich flickrs neue Funktion mal anzusehen.

Die Funktion ist im Organize-Bereich der Benutzerseiten angesiedelt. Die Organize-Seite hat eine neue Notepage bekommen. Entsprechend den anderen Organize-Funktionen gibt es einen Clientbereich mit der Kartenanwendung, auf die man aus der Zeitleiste die Bilder ziehen kann. Dort, wo man das Bild „fallen lässt“ bzw. hinzieht, wird es auf der Karte platziert und entsprechend georeferenziert. Das ist kinderleicht.

Ich hatte bereits mit anderen Diensten Bilder georeferenziert. Meine ersten Gehversuche hatte ich mit Geobloggers gemacht. Dort platzierte man seine Bilder auf einer Google Maps-Anwendung. Leider wurde der Dienst eingestellt. Vor ein paar Tagen hat mich frischmilch auf loc.alize.us aufmerksam gemacht. Dieser Dienst biete nicht nur eine Karte an, auf der die georeferenzierten Bilder angezeigt werden, sondern auch ein Bookmarklet, mit dem das Georeferenzieren nahtlos in die flickr-Oberfläche integriert wird. Auch hier können die Bilder mit der Maus aus einem Kartenausschnitt platziert werden.

Das schöne an diesen Diensten ist, dass die Geodaten als Tags abgelegt werden. Durch diese offene Kodierung ist auch leicht eine Interoperabilität realisierbar, sodass beim Wechseln des Dienstes die alten Daten weiterverwendet werden können.

Der Weg zu flickr map ist leider (noch) eine Einbahnstraße. Zwar importiert flickr beim ersten Aufruf der Funktion nach Rückfrage die Geotags der anderen Lösungen, doch die eigenen Daten werden unsichtbar in der Datenbank abgelegt. Der Import ist auch ein einmaliger Vorgang. Referenziert man danach Bilder mit einem anderen Dienst, dann erfolgt kein erneuter Import der neu angelegten Tags. Dank der internen Datenhaltung können die anderen Dienste (noch) nichts mit den von flickr generierten Geodaten anfangen. Diese sollen aber zukünftig per API abrufbar sein, sodass andere Anwendung diese Daten nutzen könn(t)en.

Diese fehlende Interoperabilität ist aus meiner Sicht aus mehreren Gründen sehr ärgerlich.

Das Karten- und Satelitenbildmaterial von Yahoo!, das flickr nutzt, ist bestensfalls als ärmlich zu bezeichnen. Das Kartenmaterial ist (zumindest für Deutschland) sehr „weitmaschig“. Hier im berliner Raum geht ihm schon in der viert höchsten Zoomstufe „die Puste“ aus. Die Satelitenbilder gehen reichen hier im Umfeld zwar bis zur höchsten Zoomstufe, zum Material von Google Maps bleibt aber ein sehr deutlicher Abstand in der maximalen Auflösungen. Dazu ist das Material für unser Wohnumfeld bestenfalls von Anfang 2002.

Das ist nicht nur bei der Präsentation ärgerlich, sondern erschwert auch sehr deutlich das „Setzen“ der Bilder. Zum einen fehlen die notwendigen Details für eine exakte Platzierung, zum anderen ist es bei kürzlich umgestalteten Gebieten praktisch unmöglich sich an den überalterten Satelitenbildern zu orientieren.

Wer seine Bilder für andere Anwendungen nutzen wil, die auf dem offneren Geotag-Ansatz basieren, muss sie doppelt referenzieren. Das ist eine unnötige und ärgerliche Mehrarbeit.

Mit dem proprietären Ansatz schafft flickr Fakten, an denen sich Andere, die früher offenere Ansätze entwickelt und umgesetzt haben, orientieren müssen, damit sie sich behaupten können. Das ist eine Vorgehensweise, wie man sie eigentlich nur von Microsoft gewöhnt ist.

Mein Fazit ist daher eher negativ. Die neue Funktion ist zwar sehr gut integriert und leicht zu bedienen. Die mangelnde Interoperabilität aufgrund der proprietären Datenhaltung sowie das miese Karten- und Satelitenbildmaterial ist ein dicker Minuspunkt. Dazu kommt das miese Gefühl wegen des eingeschlagenen Sonderweges und den daus erwachsenden Druck auf die Anbieter entsprechender Dienste.

Das führ für mich (zunächst) zu einem eher nicht, aber mir ist klar, dass ich diese Haltung sicherlich nicht lange durchhalten werde, weil flickr maps sich einfach durch die Marktmacht von flickr/Yahoo! durchsetzen wird und dann den Standard setzt.

16 Gedanken zu „flickr map – eher nicht!

  1. Da hätest Du nicht warten müssen, denn geoblogger war auf dem besten Weg dorthin. geoblogger erzeugte KMZ-Dateien, mit denen man die Bilder in Google Earth einbinden konnte. Und dann hätte auch von Bild zu Bild fliegen können.

    Mich stört im Ergebnis weniger das miese Material, als der Sonderweg, den flickr einschlägt. Es gab ein funktionierendes System für die Ablage der Geodaten. Weshalb musste man einen neuen Weg gehen?

  2. Meine „Begeisterung“ für die flickr map war eher Begeisterung für die technische Umsetzung. Ich bin an diesen Ajax-Kram immer noch gewöhnt und ich kann mir nicht vorstellen wie man so das programmieren soll… Respekt!

    Deine Kritik am flickr ist trotzdem vollkommen richtig. Das Internet produziert immer wieder Monopole und der „Teile-Deine-Fotos-Monopolist“ wird/ist flickr. Daher ist es wichtig, dass der Dienst irgendwelche Schnittstellen bietet, sonst bekommt man seine Fotos nie wieder zurück und sie werden für immer und ewig von flickr.com verwaltet. Im Prinzip ist es das gleiche Problem, dass man heute schon mit ungefär 10 Milliarden Word Dokumenten hat.

  3. @Marc:

    geobloggers hatte auch eine ganz „normale“ Google-Maps-gestützte Web-Oberfläche. Die Übertragung der Bildkoordinaten nach Google Earth war einfach nur ein zusätzliches Gimmik.

    Da Du Dir als Zukunftsvision einen Flug durch die Landschaft mit Erinnerungsphotos gewünscht hattes, wollte ich nur darauf hinweisen, dass etwas entsprechendes schon einmal gab. Und Google Earth ist der einzige Dienst, den ich kenne, bei dem man heute schon durch reale Landschaften „fliegen“ kann. Daher dieser Exkurs.

    Nein, wie ich schon im Artikel schrieb, gibt es den eigentlichen Service von geobloggers nicht mehr. Schätze mal, dass dem Betreiber die Kosten über den Kopf gewachsen sind. Bis auf die Exportmöglichkeit nach Google Earth ist es IMHO auch nicht wirklich schade, denn wenn ich micht erinnere konnte geobloggers nur Bilder anzeigen, die man dort expliziet eingepflegt hatte (dafür wurden dann die Geotags aber bei flickr abgelegt).

    @n2000:

    Ich teile vollkommen Deine Begeisterung für die technische Umsetzung bzgl. des GUI. Kein anderer Dienst bzw. anderes Tool dürfte diese nahtlose Intergration bieten. Daher wird sich dieser Dienst auch durchsetzen (und ich mich ihm auf Dauer auch nicht entziehen können/wollen).

    Meine Kritik zielt nur auf die proprietäre Datenhaltung und mangelnde Interoperabilität. Wenn diese Probleme gelöst würden, dann würde ich flickr map in höchsten Tönen loben…

  4. Panoramio sieht zwar interessant aus, hat aber einen großen Nachteil: Es hat keinen Anschluss an flickr, sondern man muss die Bilder zusätzlich in eine Datenbank bei Panoramio einstellen. Also ein vollkommen isolierter und proprietärer Ansatz.

    Damit ist dieser Dienst für mich aus dem Rennen, denn ich brauche kein zweites flickr (mit unklaren Überlebensaussichten…), sondern eine offene Lösung.

  5. Die Geo-Tags sind IMHO keine Google-Technologie, sondern ein Hilfsmittel von anderen Lösungen, die auf Google- oder Yahoo!-Lösungen oder beiden aufsetzen, um die Georeferenzen in flickr abzulegen.

    Mit der Nutzung diese Standards würde sich flickr IMHO einen Gefallen tun. Die Nutzung der flickr-Funktion wäre keine Einbahnstraße und würde von mehr Leuten genutzt werden. Denn momentan ist die Güte der Karten noch sehr freundlich als „poor“ zu bezeichnen und insbesondere in D nicht zu gebrauchen.

  6. Zweierlei ist anzumerken: Erstens ist die API für flickr Maps offen. Im Prinzip könnte ein Tüftler also auch die Yahoo!-Maps-Einbindung durch die von Google Maps ersetzen.
    Das zweite ist, dass sich flickr für eine „interne“ Geotagging-Lösung entschieden hat, weil die bisherige, also die geo:lat und geo:lon-Tags ein unheimliches „mehr“ an Rechenaufwand bedeutet hätte. Einfach gesagt, es hätten die GeoTags quasi dauerhaft ausgelesen und von Strings in Fließkommazahlen umgewandelt werden müssen. Ein enormer logistischer Aufwand für mehrere Millionen Bilder. Yuan.CC und loc.alize.us hatten ja vorher auch Insellösungen für ihre Datenbanken. Das gute ist, dass der Import einfach ist der alten Fotos einfach ist und mit dem loc.alize-Bookmarklet auch gleich flickr upgedatet wird. Wer die alten Tags noch zusätzlich braucht, wenn er mit flickr-Maps geotaggt, kann sie mit diesem Greasemonkey-Script nachträglich hinzufügen.

  7. @ maloXP:

    Wie ich hier im Blog bereits an anderer Stelle geschrieben habe, hat loc.alize.us & Co bereits nachgezogen und unterstützt die flickr-Geotagging-Lösung, sodass mein Problem gelöst ist.

    Vielen Dank für die interessanten Ausführungen zum Floating-Problem bei der Auswertung der geo:lat-geo:lon-Lösung.

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